Wie damit umgehen, wenn die Wut kommt, wenn tragische Bilder immer wieder kommen, wenn in der Nacht kein Schlaf kommt?
Seit 2015 werden in Tirol niederschwellige Workshops für geflüchtete Jugendliche angeboten, in denen sie in der Gruppe Stressmanagement erlernen und ihre Ressourcen entdecken und stärken. Basis für dieses Angebot ist das Programm START (Stress – Traumasymptoms – Arousal – Regulation – Treatment) von den Psychologinnen Andrea Dixius und Eva Möhler. Es wurde in Tirol in den letzten Jahren von den erfahrenen Trainerinnen weiter entwickelt und wird nun unter dem Namen How2 fortgeführt.
Es hilft, Jugendlichen ein „Werkzeug“ in die Hand zu geben, mit dem sie sich selber helfen können, im Alltag mit unangenehmen Gefühlen umzugehen. Durch das Erlernen von konkreten Skills wie Entspannungstechniken passiert u.a. rasche Reduktion akuter Symptomatik. Es dient der Prävention und Stabilisierung in akuten emotionalen Krisen.
Diese Workshops werden im Rahmen von bestehenden Bildungsangeboten angeboten. Bewährt haben sich die Kooperationen mit der Volkshochschule Tirol, dem Verein Tafie und Pitanga.
Zielsetzung
Ziel ist die konkrete Unterstützung von belasteten Jugendlichen mit einem konkreten Handwerkszeug.
How2 vermittelt konkrete Skills wie das Konzept der Achtsamkeit, Entspannungstechniken und positive Gedanken, um Stress- und Emotionsregulation, Erfahrung von Selbstwirksamkeit, Resilienzförderung, Abbau von Fremd- und Eigenschädigung zu bewirken und zu fördern
Hintergrund
Jugendliche, die Gewalt oder Instabilität erleben, sind im Alltag mit vielen herausfordernden Gefühlen konfrontiert. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation von Kindern und Jugendlichen deutlich verschlechtert und wie wir durch viele Studien wissen, hat die Pandemie starke Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Isolation und eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten hat die Jüngeren in der Gesellschaft besonders hart getroffen. Wir legen den Fokus auf Jugendliche und junge Erwachsene mit Flucht- oder Migrationsgeschichte. Geflüchtete Kinder und Jugendliche sind eine der marginalisierten Gruppen in der österreichischen Gesellschaft und aufgrund von Fehl- oder eingeschränktem Zugang zu Informationen und fehlender Infrastruktur in einem noch größeren Ausmaß von der Pandemie betroffen. Sie erleben Einsamkeit und Gewalt und sind oft mit ihren negativen Gefühlen alleine gelassen, was sich destruktiv auswirken kann.
Eine Therapie ist für die meisten Jugendlichen zu abstrakt und hochschwellig und die kostenfreien Plätze heiß begehrt. Niederschwellige psychosoziale Angebote für die Zielgruppe der Jugendlichen gibt es kaum. Gemeinsam mit unseren Kooperationspartner*innen setzen wir uns seit Jahren für die psychosoziale Versorgung von geflüchteten Jugendlichen ein. Aus unserer Erfahrung wissen wir um den Bedarf an nachhaltigen Angeboten.
How2 ist ein solches Angebot, das mit einfachen Mitteln Jugendliche erreicht, die keine Therapie annehmen können und wollen. How2 nützt die Ressource von Peer-Erfahrungen, indem die Jugendlichen innerhalb der Gruppe voneinander lernen.
Fortbildung für Fachkräfte
Um ein ganzheitliches traumasensibles Umfeld für geflüchtete Jugendliche zu schaffen, bieten wir außerdem Fortbildungen für Fachkräfte der Sozial- und Jugendarbeit zum Thema Flucht und Trauma an. Je nach Fortbildung werden unterschiedliche Zielgruppen adressiert: stationäres oder ambulantes Setting, Einsteigende oder Erfahrene.
Die Evaluation der 5 Fortbildungen aus 2022 und 2023 hat zudem gezeigt, dass ein hoher Bedarf nach explizitem Methoden- und Tools-Training besteht. Für 2024-2025 werden daher zusätzlich zu den bewährten Fortbildungen Vertiefungs-Workshops angeboten. Teilnehmende erarbeiten gemeinsam mit der sehr erfahrenen Referentin für ihren jeweiligen Arbeitsalltag angepasste Methoden und Tools.
17. Oktober: Block FB & Vertiefung Flucht & Trauma – mit Annette Edenberger
Du arbeitest mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Flucht- und Migrationsgeschichte, die aus unterschiedlichen Gründen belastet sind und oft nicht wissen, wie sie mit diesen Emotionen umgehen sollen? Du bringst bereits Vorwissen und Erfahrungen im Umgang mit dem Thema Trauma , eventuell auch in Verbindung mit Flucht, mit und möchtest dein Wissen auffrischen und vertiefen? Du möchtest basierend auf deinen aktuellen Erfahrungen in deinem Arbeitskontext Herausforderungen und konkrete Fragestellungen diskutieren? Du möchtest dir gemeinsam mit einer Expertin und den anderen Teilnehmenden konkrete Hilfestellungen erarbeiten, die dir im Kontakt mit geflüchteten Menschen helfen können?
Dann laden wir dich zu dieser Fortbildung mit Annette Edenberger ein. Die Referentin ist Diplom-Pädagogin mit 19-jähriger Erfahrung im stationären Unterbringungskontext von geflüchteten Jugendlichen, leitet Trauma-Release und Affektregulationstrainingsgruppen und ist Achtsamkeits-/Yoga- und Atem-Lehrerin und Cranio-Sakral-Praktikerin.
Die Veranstaltung, die für max. 20 Personen angesetzt ist, ist zwei-geteilt: der Vormittag ist eine Fortbildung, der Nachmittag ist als Vertiefungs-Workshop angesetzt.
Inhalte sind
– Wiederholung und Vertiefung zu Psychoedukation: Was ist Trauma? Welche Formen von Traumatisierungen gibt es? Wie verhalten sich Menschen, die unter Traumafolgen leiden
und wie erkenne ich es? Was bedeutet sequentielle Traumatisierung?
– Erleben von Migration & Flucht – mögliche soziale und (entwicklungs-)psychologische Folgen für Kinder und Jugendliche
– Bearbeitung von ausgewählten Situationen und Herausforderungen aus dem Arbeitsalltag anhand von konkreten Beispielen
– Praxisnahe Tipps, um die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen traumasensibel gestalten zu können
– Methoden & Tools kennenlernen bzw. wiederholen für die Begleitung von Jugendlichen
Zielgruppe für diese 7-stündige Fortbildung sind Menschen, die Erfahrungen und Wissen im Themenfeld Flucht und Trauma mitbringen und die mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Flucht- und Migrationsgeschichte im stationären Kontext arbeiten: Wohn-Einrichtungen, Einrichtungen der Gesundheitsversorgung.
28. November: Vertiefungsworkshop Flucht & Trauma – mit Verena Schlichtmeier
Du arbeitest mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Flucht- und Migrationsgeschichte, die aus unterschiedlichen Gründen belastet sind und oft nicht wissen, wie sie mit diesen Emotionen umgehen sollen? Du hast bereits eine Fortbildung zu Flucht und Trauma über die Plattform Asyl besucht? Du bringst Vorwissen und Erfahrungen im Umgang mit dem Thema Trauma mit? Du möchtest aktuelle Erfahrungen und Herausforderungen in deinem Arbeitskontext diskutieren? Du möchtest deinen Handlungsspielraum erweitern und den Fokus auf Fallbesprechungen und Praxisbeispiele legen?
Dann laden wir dich zu diesem Vertiefungs-Workshop mit Verena Schlichtmeier, Supervisorin und Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Psychodrama, ein. Die Referentin ist Psychotherapeutin in eigener Praxis mit langjähriger Erfahrung mit migrierten Menschen und Gründerin des Psychotherapiezentrums Ankyra.
Inhalte des 3,5-stündigen Workshops, angesetzt für max. 20 Personen, sind
– Bearbeitung von ausgewählten Situationen und Herausforderungen aus dem Arbeitsalltag
– Praxisnahe Tipps, um die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen traumasensibel gestalten zu können
– Gruppenarbeit
Zielgruppe für diesen Workshop sind Menschen, die bereits eine Fortbildung bei der Plattform Asyl zu Flucht und Trauma besucht haben und die mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Flucht- und Migrationsgeschichte im ambulanten Kontext und dort oft im 1:1-Setting arbeiten: in Beratungen, in der mobilen Begleitung, in Jugendzentren oder der mobilen Jugendarbeit. Idealerweise wird dieser Workshop in Kombination mit der Fortbildung im Juni gebucht, kann aber auch einzeln besucht werden bei Besuch einer Fortbildung zu Flucht und Trauma 2022 oder 2023.
Anmeldungen für eine Fortbildung oder einen Workshop gerne an info@plattform-asyl.eu.
Ziel dieser Fortbildungen ist auch die Vernetzung der Kolleg:innen untereinander und das Kennenlernen der jeweiligen Arbeitsbereiche.
Projektleitung STARTHilfe
Mag.a Daniela Atzl
d.atzl@plattform-asyl.eu
+43/681/10750557